Der 1987 in Kiel geborene Jan Grollmuß ist Schüler der Muthesius Kunsthochschule. Im Jahr 2020 beginnt seine Arbeit als freier Künstler. Seit dieser Zeit darf er schon auf einige Ausstellungen im In- und Ausland zurückblicken.
Der Titel „Never Stop“ umschreibt beispielhaft das Muster der Arbeiten von Jan Grollmuß. Seine Kunst ist ebenso materialbetont wie prozesshaft. Sie verzichtet auf jeden figürlichen Ausdruck. Vielmehr entfaltet sie sich in monochromen Farbflächen, die als Konglomerate Struktur gewinnen, ohne emotionsgeladene Spannungen aufzubauen.
Die Verhaltenheit, vielleicht auch Stille, spiegelt sich in der Farbgebung von Grollmuß wider: Es dominieren Pastelltöne, natürliche und erdige Farben. Der farblichen Sensibilität steht indessen ein erregender Umgang mit den eingesetzten Materialien gegenüber.
Textilien treffen auf industriell gefertigte Stoffe, Spraylack oder Acryl auf natürliche Pflanzenfarbstoffe, Harz und Kreide auf Teer. Unsere Um- und Lebenswelt im weitesten Sinne wird bei Grollmuß zu einem Kraftfeld gegen Konventionen. Sie stellt gleichsam eine Werkbank dar, auf der Bekanntes, vielfach Vorgefundenes, zerlegt, neu entdeckt und variantenreicher Verarbeitung unterworfen wird.
Der ungewöhnliche Umgang mit dem Material, wie er sich bei Grollmuß zeigt, ist nicht ohne berühmte Vorbilder. Ein Beispiel sei ausdrücklich genannt: der Italiener Alberto Burri. Burri begann nach dem Zweiten Weltkrieg mit Substanzen wie Teer, Zink, Aluminiumstaub, Bimsstein, Sand und Industrieklebern zu experimentieren. Er ging so weit, dass er die gewählten Materialien nicht als einfaches Collagematerial, sondern als tatsächliche Farbe nutzte. Später wandte sich Burri Kunststoffen zu, bei deren Bearbeitung die Lötlampe zum kreativen, mit Berechnung eingesetzten Hilfsmittel wurde. Das sind nicht die einzigen Experimente, die Burris Werk auszeichneten; es sei unterdes angemerkt, dass seine Werke durch die Spannung zwischen Zufall und dessen Beherrschung charakterisiert sind.
Zweifellos gewinnt die Kunst von Jan Grollmuß entscheidende Akzente aus der Wirkung des Fragments. Das verbindet Grollmuß mit den skulpturalen Arbeiten von Berthold Grzywatz, der die Fragmentierung als formstiftendes Element einsetzt. In der Auflösung, in der mehrdeutigen Spannung zwischen Form und Formlosigkeit variiert Grzywatz vormals Vorhandenes und setzt es seinen Eingriffen aus. Das scheinbar Formlose macht Grzywatz zum Instrument einer neuen, wenn man so will, befreiten Individualität.
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